BMBF bewilligt Verbundprojekt zu kognitiven Störungen
Weg von der bloßen Symptombekämpfung

Die Hirnmechanismen bei Lernprozessen stehen im Mittelpunkt eines Verbundprojekts, das das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) dem Institut für Kognitive Neurowissenschaft (Leitung: Prof. Dr. Onur Güntürkün) der Fakultät für Psychologie der Ruhr-Universität bewilligt hat. Das in diesem Rahmen eingerichtete Zentrum zur Erforschung kognitiver Störungen beim Menschen wird mit 742.500 Euro für zunächst drei Jahre gefördert. Das Vorhaben wurde als eines von sieben in Deutschland von einem internationalen Gutachter-Gremium aus 34 Verbundanträgen ausgewählt. In dem Bochumer Forschungsverbund arbeiten das Institut für Kognitive Neurowissenschaft (Abteilungen Bio- und Neuropsychologie), die Neurologische Universitätsklinik der RUB im St. Josef Hospital und das Bernstein Centers für Computational Neuroscience der Universität Freiburg zusammen. Die Forscher treffen sich am 31. Januar (14 Uhr) zu einem Kick-Off-Meeting in der Ruhr-Universität.

Man lernt nie aus

Man lernt nie aus - wie wahr dieser Ausspruch tatsächlich ist, ermessen Forscher erst allmählich: Unser ganzes Leben lang strukturiert sich unser Gehirn durch Lernprozesse fortwährend um. Grundlage dieses Prozesses ist das sog. rückmeldungsbasierte Lernen. Jede unserer Handlungen hat Folgen, die entweder als Belohnung oder als Sanktionierung wirken. "Diese Rückmeldungen können noch so klein sein und in jedem erdenklichen Bereich vorkommen, z.B. technisch durch einen Computerabsturz nach einem bestimmten Tastendruck oder auch sozial durch die Reaktionen eines anderen Menschen", erläutert Prof. Güntürkün. Für diese Art des Lernens verfügen wir über ein eigenes Hirnsystem, das vermutlich in den Basalganglien des Frontalhirns beheimatet ist. Bei einigen Erkrankungen wie etwa Parkinson ist dieses System gestört.

Grundlagen entschlüsseln
Durch konzertierte neurocomputationale, tierexperimentelle, bildgebungsbasierte, experimentalpsychologische und neurologische Tests wollen die Forscher mehr über die kausalen Mechanismen dieser Störungen herausfinden. "Wir wollen weg von der bloßen Symptombekämpfung bei Parkinson und hin zu neuen Rehabilitationsverfahren, die an der Basis der Erkrankung ansetzen", so Prof. Güntürkün. So wird heute z.B. schon erfolgreich die Tiefenstimulation des Gehirns bei Parkinsonpatienten angewandt, wobei sich die Symptome auf Knopfdruck über fest eingesetzte Elektroden in bestimmten Hirnbereichen abschalten lassen. Warum das funktioniert, ist allerdings noch ungeklärt. "Ziel des Forschungsverbundes ist es, durch die Entschlüsselung der neurobiologischen Grundlagen dieser Defizite zu einem besseren Verständnis der kognitiven Probleme von Patienten mit Schädigungen in diesen Hirngebieten zu erbringen und auf der Grundlage dieser Erkenntnisse zu einer verbesserten Konzeption von Rehabilitationsprogrammen beizutragen", fasst Prof. Güntürkün zusammen.

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